The Blechner machen Weltmusik, zu zweit, aus einem sehr eigenen Blickwinkel.
Es geht hier nicht um das Nachempfinden oder die Imitation fremder Musikkultur, sondern um deren
radikale Benutzung, Vermischung und Umsortierung.
Die eigene kulturell - abendländische Herkunft betrachten sie dabei als gleichwertige, wunderbare, wie
seltsame Möglichkeit des musikalischen Ausdrucks.
Fasziniert aber respektlos nähern sich The Blechner dem globalen Klangangebot auf improvisatorische
Weise. Einzig die kreative Bühne des Jazz ist ihrer Musik konstante Klammer, Anker oder Brennpunkt.
Um Missverständnissen vorzubeugen, haben The Blechner zur Kennzeichnung ihrer Musik gleich eine
eigene Schublade geöffnet: sheet-metal-jazz . Flaches Metall gab ihrer Musik und ihrem Projekt einen
Namen.
Wahrscheinlich war es eher Zufall, dass die verwendeten Instrumente meist aus diesem Material
gebaut sind. Wichtiger für die Namensgebung war wohl die Entdeckung, welche erstaunliche
Klangvielfalt in dem einerseits HighTech Werkstoff Stahl und dem andererseits fast archaisch
anmutenden Eisen steckt. Aber noch wichtiger als der Baustoff der Instrumente ist deren absichtsvolle
Herauslösung aus ihrem traditionellen Kontext.
Wundersame klangliche Welten eröffnen sich, wenn auf einem mongolischen Langhorn ein didgeridoo-
artiger Groove erzeugt wird, wenn man europäische Musik mit asiatischem Obertongesang darstellt
oder wenn, welche Musik auch immer, auf gänzlich neu erfundenen Instrumenten erklingt. Denn die
Besonderheit eines jeden Instruments, im Tonumfang, Klangverhalten und Dynamik zwingt zu einer
kreativen Umformulierung der musikalischen Vorlage und belebt diese auf ganz neue Weise.
Einen besonderen Stellenwert hat das von Jan Heinke entwickelte Stahlcello mit seinem
außergewöhnlich sphärischen Klang und das Saxophon, welches die langsam fließenden Töne des
Stahlcellos mit zum Teil elektronisch vervielfältigenden Effekten zu enorm dichter Musik komplettiert.
Hervorzuheben wäre vielleicht auch das eigens erfundene Slideridoo, eine die harmonische
Kompatibilität des Instruments erfreulich steigernde Kreuzung aus Didgeridoo und Posaune.
Doch welches Material auch immer, sei es ideeller oder materieller Natur, bekommt eine Chance auf
klangliche Untersuchung und Verwertung zum Zwecke der Erzeugung von Musik.